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 Medienberichte
Ralf Offline



Beiträge: 27

25.08.2008 11:29
Westfälische Rundschau Unna (13.08.2008) Antworten

Auf den Spuren des Hellwegs

Unna. 18 Monate Vorlauf von der Idee bis zum Start: Am 30. August brechen Klaus Pascherat (45) und der Unnaer Ralf Kowalsky (26) zu einer Fünf-Länder-Radtour auf, die sie bis nach Litauen führen soll.

Für Klaus Pascherat ist es auch eine Reise in die eigene Vergangenheit und Spurensuche. Begonnen hatte es mit einer ungewöhnlichen Idee: „Ich habe vorgeschlagen, die alte Reichsstraße 1 abzuradeln”, berichtet er. „Und ich war so doof, dass ich zugesagt habe", ergänzt Kowalsky lachend. Ende des Monats geht es auf die rund 1400 Kilometer lange Tour von Aachen bis nach Tschenyschewskoje in Litauen. 25 Kilo Gepäck hat jeder von ihnen auf dem Fahrrad dabei. „Und jede Menge Enthusiasmus”, ergänzt Kolwalsky. Warum die Tour nach Ostpreußen? „Mein Vater stammt aus dem Dorf Rode, dem heutigen Nesterov", erklärt Pascherat. „Das wollte ich gerne sehen.” Ralf Kowalsky sieht es eher sportlich. Die heutige Bundesstraße 1 (B 1) entspricht in ihrem Verlauf der alten Reichsstraße 1. Sie erstreckt sich von der niederländischen Grenze bei Aachen im Westen bis zur polnischen Grenze in Küstrin-Kietz an der Oder. Die Straße entwickelte sich aus einer alten Handelsstraße zu Zeiten der Geburt Christi über den Hellweg und die Via Regia zur 1392 Kilometer langen ehemaligen Reichsstraße 1, die von der deutsch-belgischen Grenze vor Aachen über das Ruhrkohlerevier, Magdeburg, Berlin und Königsberg bis an die deutsch-litauische Grenze führte und damit die längste je existierende deutsche Straße darstellte. Sie verlief auf uralten Handels- und Postwegen, die im Laufe des 19. Jahrhunderts abschnittsweise zu Chausseen ausgebaut wurden. Ihre Bezeichnung als „Reichsstraße 1“ und die Bestimmung des Streckenverlaufs stammen aus dem Jahre 1932. Die Menschen lebten und leben auf, mit, von und neben dieser Straße, die der ganzen Region ihren Namen gab und der das Hellweg-Museum zum Jahreswechsel 2000/01 eine ganze Sonderausstellung widmete (Zeitreise Hellweg). In der gleichnamigen Publikation dazu berichtet Erich Borrmann, Jahrgang 1923 und Polizist, über seine Nachkriegserinnerungen: „Woran ich mich immer gerne erinnere beim Stichwort ,Hellweg' sind die beiden Ostbaumversteigerungen, an denen ich 1947 und 1948 als Zuschauer teilgenommen habe. Die Straßenbauverwaltung fing wieder an, wie es vor dem 2. Weltkrieg üblich war, und versteigerte zur Reifezeit die am Straßenrand der B 1 stehenden Obstbäume.” Diese Versteigerungen waren regelrechte Volksfeste. Mit Kind und Kegel zogen ganze Familien mit Handwagen, Leitern, Körben und Säcken sowie natürlich Verpflegung los. „Zwischen 50 Pfennig und drei Mark kostete ein Baum. Je nachdem, wie viele Früchte er trug. Und es ging kilometerweit von Baum zu Baum”, berichtet Borrmann weiter. Die Anzahl der Bieter wurde mit der Entfernung immer geringer, denn derjeniege, der einen Baum ersteigert hatte, begann gleich mit der Ernte. Familien, die mehrere Bäume ersteigerten, ließen jeweils eine Wache bei dem Baum zurück. „Das beste Gechäft machten aber die mitziehenden Eis- und Getränkeverkäufer”, erinnert sich Borrmann. „Denn in beiden Jahren herrschte ein Bombenwetter.” Nach 1949 fanden die Versteigerungen mangels Interesse nicht mehr statt. Und nach der Währungsreform gab es ja wieder alles zu kaufen. „Obstpflücken war ein mühsames Geschäft. Die angebotenen ausländischen Erzeugnisse sahen besser aus, und auf Südfrüchte hatte man sowieso lange verzichten müssen.” Heute reihen sich am Hellweg zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe mit Hofverkäufen aneinander.

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